Wiederherstellung des Sehvermögens durch innovative Operationsmethode
Das Ortenau Klinikum gibt Betroffenen durch spezielle Implantationstechnik neue Hoffnung
Offenburg, 21. November 2011. Für Menschen mit schweren Hornhauterkrankungen ist es oftmals die letzte Möglichkeit, das Augenlicht zu retten: Der Einsatz einer sogenannten Osteo-Odonto-Keratoprothese („Zahn-Knochen-Prothese“). Darunter versteht man den Ersatz der Hornhaut durch ein Implantat aus eigenem Zahn- und Knochenmaterial mit einer Linse aus Plexiglas. Nur wenige Kliniken auf der Welt sind in der Lage, diese hoch innovative Behandlungsmethode anzuwenden. In Deutschland ist die Augenklinik am Ortenau Klinikum Offenburg-Gengenbach unter der Leitung von Chefarzt Privatdozent Prof. h.c. (Twer) Dr. Konrad Hille die einzige Einrichtung, die diesen speziellen Eingriff vornimmt.
Hornhaut: Das Fenster des Auges
Die Hornhaut ist der von Tränenflüssigkeit befeuchtete, vordere Teil der äußeren Augenhaut. Sie ist gewissermaßen das Fenster des Auges, da durch sie das Licht fällt. Ist die Hornhaut schwer erkrankt, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten – wie beispielsweise eine Hornhautverpflanzung. In seltenen Fällen ist dies jedoch nicht möglich. Letzte Möglichkeit ist dann eine so genannte „Zahn-Knochen-Prothese“. „Bei schweren Hornhauterkrankungen, die durch eine klassische Transplantation nicht mehr behandelt werden können, ist dies die letzte, aber vielversprechendste Möglichkeit, Patienten ihr Sehvermögen zurückzugeben“, so Prof. h.c. Dr. Konrad Hille, Chefarzt der Augenklinik am Ortenau Klinikum Offenburg-Gengenbach. Prof. h.c. Hille gehört zu den führenden Experten auf dem Gebiet dieser überaus komplexen Operationsmethode, mit deren Hilfe die verloren gegangene Sehkraft wiederhergestellt werden kann. Etwa fünf bis sechs Operationen dieser Art führt
der Experte mit seinem Team jedes Jahr durch. „Das ist auf den ersten Blick recht wenig – für den einzelnen Betroffenen ist das Operationsverfahren jedoch überaus wichtig und stellt eine große Chance dar“, betont Prof. h.c. Hille.
Die Keratoprothese – oft letzte Hoffnung bei schweren Augenerkrankungen
Für gutes Sehen ist eine klare und regelmäßige Hornhaut erforderlich, die das Auge als durchsichtige Schicht nach außen abschließt. Bei Erkrankungen der Oberfläche des Auges kann es zu Trübungen der Hornhaut kommen, weshalb auf der Nervenzellschicht kein klares Bild mehr entsteht. „Normalerweise genügt in diesen Fällen der Austausch der getrübten Hornhaut, um die Sehschwäche zu korrigieren“, so Prof. h.c. Hille. Allerdings gibt es schwere Erkrankungen, bei denen eine solche Hornhautverpflanzung nicht erfolgversprechend ist. Dies sind zum Beispiel Verätzungen oder Verbrennungen der Augenoberfläche, aber auch andere Erkrankungen wie schwere Entzündungen, bei denen die normale Benetzung des Auges mit Tränenflüssigkeit unterbleibt. In diesem Fall versucht der Arzt, dem Patienten eine „künstliche Hornhaut“ mittels einer Keratoprothese einzusetzen. Allerdings ist es unmöglich beispielsweise eine Glasscheibe als Ersatz einzusetzen, da sich solches
nicht-biologisches Material nicht mit dem Körpergewebe verbindet und schnell wieder abgestoßen wird.
Ein Hornhautersatz aus Zahnmaterial
„Wir setzen den Patienten deshalb eine ´künstliche Hornhaut´ ein, eine sogenannte Keratoprothese“, erklärt Prof. h.c. Hille. „Dabei handelt es sich um einen optischen Zylinder, der am besten mittels körpereigenem Gewebe, einer Zahnwurzel und Knochen, in der Hornhaut fixiert wird.“ Um eine solche „Osteo-Odonto-Keratoprothese“ herzustellen, wird dem Patienten ein Zahn zusammen mit Zahnwurzel entnommen. Die Zahnwurzel wird der Länge nach halbiert und so durchbohrt, dass in das Bohrloch ein optischer Zylinder aus Plexiglas festgeklebt werden kann. Dieser künstliche Sichtkanal wird in bzw. auf die Hornhaut des erkrankten Auges eingesetzt. „Mit diesem künstlichen Hornhautersatzes können wir sehr zufrieden sein“, so Prof. h.c. Hille weiter, der europaweit zu den wenigen Experten zählt, die diese ausgesprochen komplexe Operationsmethode beherrschen. Einmal eingesetzte Prothesen bleiben 20 bis 30 Jahre funktionstüchtig und ermöglichen eine enorme Steigerung der
Lebensqualität bei den Patienten.
Wenn die Nervenzellschicht und der Sehnerv intakt ist, kann der Patient nach der Operation in der Regel wieder mit einem guten Sehvermögen rechnen, welches auf lange Zeit erhalten bleibt: “Ein Patient, den ich 1996 damals noch in Homburg an der dortigen Universitäts-Augenklinik operiert habe, lebt inzwischen seit 15 Jahren beschwerdefrei mit seinem Implantat. Er hatte eine schwere Augen-Verätzung an beiden Augen erlitten und konnte einige Jahre nur noch Handbewegungen sehen. Nach Einsetzen der Prothese kann er wieder lesen und sich in fremder Umgebung gut orientieren“, so so Prof. h.c. Hille.
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=== Über das Ortenau Klinikum ===
Das Ortenau Klinikum ist ein Baden-Württembergischer Klinikverbund mit neun Klinikstandorten und insgesamt 1.800 Planbetten. Mit rund 5.000 Mitarbeitern zählt das Ortenau Klinikum deutschlandweit zu den 100 größten Arbeitgebern in der Gesundheitsbranche. Träger ist der Ortenaukreis. Jährlich werden hier 75.000 Patienten stationär behandelt. Und jährlich erblicken 3.500 Babys in den Ortenauer Kreißsälen das Licht der Welt.
Website: http://www.ortenau-klinikum.de
=== Für Menschen mit schweren Hornhauterkrankungen oftmals die letzte Hoffnung: Die sogenannte Osteo-Odonto-Keratoprothese („Zahn-Knochen-Prothese“) (Infografik) ===
Bei der Keratoprothese handelt es sich um einen optischen Zylinder, der mittels körpereigenem Gewebe (Zahnwurzel und/oder Knochen) in der Hornhaut fixiert wird. Um eine solche Keratoprothese herzustellen, wird dem Patienten ein Zahn zusammen mit Zahnwurzel entnommen. Die Zahnwurzel wird der Länge nach halbiert und so durchbohrt, dass in das Bohrloch ein optischer Zylinder aus Plexiglas festgeklebt werden kann. Dieser künstliche Sichtkanal wird in bzw. auf die Hornhaut des erkrankten Auges eingesetzt. Einmal eingesetzte Prothesen bleiben viele Jahre funktionstüchtig und ermöglichen eine enorme Steigerung der Lebensqualität bei den Patienten.
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Dienstag, 22. November 2011
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