Aus Stroh wird Biotreibstoff in Sachsen-Anhalt
Einfaches Stroh zu Gold spinnen – ganz wie im Märchen geht es zwar nicht, doch in Zörbig bei Bitterfeld lässt sich mit dem nachwachsenden, bisher kaum genutzten Rohstoff nun Geld verdienen und zugleich die Umwelt entlasten.
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Die VERBIO Vereinigte BioEnergie AG hat hier Mitte März die weltweit erste industrielle Biomethananlage errichtet und in Betrieb genommen, die den für Bakterien schwer verdaulichen Rohstoff verarbeiten kann. 20.000 Tonnen Stroh werden lokale Erzeuger hier jährlich anliefern. Aus der fein gehäckselten, angefeuchteten Masse wird pro Jahr mit der neuen Technologie Bioerdgas mit einem Energiegehalt von rund fünf MW produziert.
„Wir setzen konsequent auf Bioenergie, verfolgen aber einen völlig anderen Ansatz als viele andere Unternehmen“, so VERBIO-Vorstand Claus Sauter. VERBIO setze nicht auf Vergütungen aus dem Erneuerbare Energie-Gesetz, sondern habe von Anfang an auf wirtschaftliche und damit zu fossilen Energieträgern konkurrenzfähige Verfahren gesetzt. So kann das Bio-Methan zu gleichen Preisen an den Erdgastankstellen verkauft werden wie das fossile Erdgas. Die Ausbeute liegt bei rund 300 Liter Treibstoff-Äquivalent pro Tonne Stroh.
In die Strohverarbeitung mit einer Lager- und Maschinenhalle wurden am Standort Zörbig 2,5 Millionen Euro investiert, ein baugleiches Werk wird derzeit auch am zweiten VERBIO-Standort in Schwedt/Oder hochgefahren. In Zörbig nutzt VERBIO für den Gär- und Aufbereitungsprozess die Anlagen der Biogasfabrik mit. Hier hatte das Unternehmen vor zwei Jahren bereits rund 40 Millionen Euro investiert und kann die Schlempe aus der Bioethanol-Produktion zu Biogas verarbeiten.
Das neue Verfahren sei jedoch auch für die reine Strohnutzung ausgelegt. VERBIO ist daher nunmehr bereits intensiv auf der Standortsuche für die nächste Großanlage, die jährlich sogar bis zu 25 MW Biomethan nur aus Stroh produzieren soll. Das Potenzial dafür ist prinzipiell vorhanden, hat doch das Deutsche Biomasse-Forschungszentrum in Leipzig kürzlich in einer Studie die Menge Stroh in der Landwirtschaft auf acht bis 13 Millionen Tonnen beziffert. Rein rechnerisch ließen sich mit dieser Energiemenge bis zu vier Millionen Pkw betreiben.
Das aus Stroh in den Fermentern zunächst erzeugte Biomethan, das in Zörbig auf Erdgasqualität gereinigt und getrocknet wird, wird über das Hochdruck-Leitungsnetz der Mitgas zu den Kunden geleitet. Im Bundesgebiet von München über Leipzig bis Berlin werden mittlerweile 50 Erdgastankstellen beleifert, die nunmehr voll auf Biogas-Kraftstoff der zweiten Generation umgestellt werden konnten. Sauter betont, dass dieser Treibstoff komplett ohne für die menschliche geeignete Nahrungsmittelrohstoffe auskommt. Zudem habe man das Verfahren hinsichtlich des Temperaturregimes und der Verweildauer so ausgelegt, dass praktisch alle Arten vom Weizen- über Gerste- bis hin zu Maisstroh oder auch Abfälle aus der Lebensmittelindustrie verarbeitet werden können.
„Wir haben einen biologischen Nussknacker gefunden, der auch die schwer spaltbaren Bestandteile im Stroh aufschließen kann“, versichert Sauter.
Die Landwirtschaft profitiert nicht allein durch die neue Abnahmequelle für Stroh sondern kann auch die am Ende des technischen Prozesses anfallenden Humusstoffe zurückgreifen.
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Montag, 19. März 2012
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