Freitag, 16. Dezember 2011

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Alle Jahre wieder: Weihnachten weltweit

In Deutschland wird Weihnachten mit Schnee, Stollen, einem geschmückten Tannenbaum und dem Christkind verbunden. In anderen Ländern werden jedoch mit Weihnachten andere Symbole, Gerichte und Traditionen assoziiert. So veranstalten Australier an Heiligabend ein Barbecue am Strand und in Schweden kommen Wichtel anstelle des Christkinds. Ein Blick über den Tellerrand garantiert spannende Einblicke.

Das Weihnachtsmenü: traditionelles Schlemmen im Kreise der Familie

Die Franzosen machen an Weihnachten ihrem Ruf als Gourmets alle Ehre und servieren beim traditionellen Weihnachtsessen Réveillon de Noël Austern, Schnecken, die berühmte Gänseleberpastete Foie Gras und mit Maronen gefüllten Truthahn. Als Nachspeise gibt es eine Bûche de Noël – ein Biskuit-Buttercreme-Kuchen in Form eines Baumstammes. Das nicht ganz kalorienarme Dessert geht auf die Tradition zurück, an Weihnachten einen Holzscheit zu Verwandten mitzunehmen, um ihn im Kamin zu verbrennen und das Haus zu wärmen.
Auch in anderen Ländern wird das Fest mit einem opulenten Mahl gefeiert. „In Amerika darf der gefüllte Truthahn nicht fehlen. Auf Christmas Parties wird gerne Eggnog gereicht – ein Getränk, unter anderem bestehend aus rohen Eiern, Milch und Pumpkin Pie Spice, einer Gewürzmischung aus Ingwer, Zimt und Kardamom“, so die USA-Expertin der ICUnet.AG Diane Klein. Zu einem schwedischen Festessen hingegen gehört Weihnachtsschinken, Sülze, Wurst, viel Bier und Schnaps sowie Julmust, süßes alkoholfreies Malzbier für die Kinder, weiß Kerstin Grönlund, Interkulturelle Beraterin und gebürtige Schwedin.
Im Gegensatz zu diesen reichhaltigen Menüs wird in Polen und Bulgarien auf tierische Lebensmittel aufgrund des Fastengebots weitgehend verzichtet. Eine weitere Besonderheit beim Festtagsschmaus beider Länder ist die Anzahl an Gerichten: so wird in Bulgarien eine ungerade Zahl an Gerichten vorbereitet, in der Regel sieben, neun oder dreizehn, während in Polen traditionell der Apostel wegen genau zwölf Speisen serviert werden. Diese reiche Auswahl übertrifft höchstens Norwegen: dort war es lange Zeit üblich 60 Speisen zu servieren. Ganz entspannt geht es übrigens Down Under zu. Während das Festessen in Europa in der warmen Stube stattfindet, wird auf der anderen Seite der Erdhalbkugel mit Familie und Freunden bei schönstem Sommerwetter ein Barbecue am Strand veranstaltet.

Die Adventszeit: in vielen Ländern eine Fastenzeit

Essen spielt nicht nur an Heiligabend, sondern bereits in der Adventszeit eine wichtige Rolle. Jedes Land bietet typisches Gebäck, Süßwaren und Getränke, die aus der Vorweihnachtszeit nicht wegzudenken sind. So ist Deutschland für seinen Stollen weltberühmt, Italien für die kuppelförmige Mailänder Kuchenspezialität Panettone und Spanien für Turrón, ein Nougat der klassisch aus Mandeln, Honig, Zucker und Eiklar besteht, den es aber auch in weiteren Varianten z.B. mit Schokolade und Trockenfrüchten gibt. Die Skandinavier wärmen sich bei winterlichen Temperaturen gerne mit einem Glas Glögg auf, dem mit Mandeln und Beeren verfeinerten Pendant zum deutschen Glühwein. In Island, Dänemark und Belgien darf es auch ein kaltes Bier sein. Das etwas stärkere Weihnachtsbier nennen die Dänen Julebryg. Den Belgiern sind aufgrund lockerer Brauchrichtlinien – es existiert kein Reinheitsgebot – bei der Kreation verschiedener Weihnachtsbiersorten keine Grenzen gesetzt.
Während in den meisten Ländern über Figurprobleme aufgrund der kalorienreichen Kost während der Weihnachtszeit debattiert wird, ist dies für viele Osteuropäer wie Polen, Slowenen und Bulgaren kein Thema. In diesen Ländern wird bis Heiligabend gefastet, schließlich ist die Adventszeit in der katholischen Tradition noch immer eine Fastenzeit.

An Weihnachten ist nicht nur das Christkind unterwegs

Das Christkind und sein Kollege der Weihnachtsmann sind dafür bekannt, die logistische Großleistung zu vollbringen, allen Kindern die Geschenke pünktlich zu Heiligabend oder zum Morgen des 1. Weihnachtstages zu bringen. In Russland sind Väterchen Frost und seine Enkelin Schneeflöckchen mit dieser Aufgabe vertraut. „Die Kinder müssen sich ihr Geschenk verdienen, indem sie ein Gedicht aufsagen oder ein Lied vorsingen“, weiß Natalia Spartakova, Expertin für Russland bei der ICUnet.AG, zu berichten. Unterstützt wird der Weihnachtsmann in Island von den dreizehn Weihnachtszwergen aus den Bergen. Laut Kerstin Grönlund ist in Schweden Jultomte und seine Tomtenissar – der Weihnachtsmann und seine Wichtel – für die Bescherung zuständig. „Die guten Hauswichtel werden am Heiligen Abend mit einem traditionellen Milchbrei für ihre Hilfe belohnt, der ihnen vor die Tür gestellt wird. Wer dies vergisst, wird im kommenden Jahr mit Unglück bestraft“, so die Länderexpertin.
Die alte Hexe Befana sorgt für die Geschenke der Kinder in Oberitalien. In anderen Ländern wie Spanien und Holland, spielen die Weihnachtstage im Bezug aufs Schenken keine besondere Rolle: In den Niederlanden werden die Kinder bereits an Nikolaus beschenkt. Dieser kommt zusammen mit seinem Diener, dem schwarzen Piet, und einem Schimmel auf einem Dampfer von Spanien nach Holland, wo er von der Königin und dem Bürgermeister in Empfang genommen wird. In Spanien kommen die Heiligen Drei Könige, los Reyey Magos, auf ihren Kamelen angeritten und bringen in Anlehnung an die Weihnachtsgeschichte die Geschenke. Die Kinder stellen den Kamelen zur Stärkung nach der schweren Reise Wasser und Brot vor die Tür.

Andere Länder, andere Sitten: jedes Land hat eigene Weihnachtsbräuche

An die Weihnachtsfesttage ist stets eine Reihe von Traditionen geknüpft. Wer in Mazedonien oder Bulgarien in seinem Stück des selbstgebackenen Brotes die versteckte Münze findet, wird im kommenden Jahr besonders viel Glück haben. In Lettland wird reich und glücklich, wer an Weihnachten neun Mal isst. Besonders heiß geht es in Finnland und Estland zu, wo vor dem Festmahl am 24. Dezember der traditionelle Saunagang auf dem Programm steht. In Spanien sollten am 28. Dezember Mitteilungen der Nachrichtenagenturen und -sender skeptisch betrachtet werden. Am Día de los Santos Inocentes, dem spanischen Pendant zum 1. April, werden andere durch recht originelle aber dennoch frei erfundene oder verfälschte Geschichten hinters Licht geführt.


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