Bau des größten und modernsten Rechenzentrums Deutschlands beginnt
In der Gemeinde Biere, südlich von Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt Magdeburg, beginnt heute der Bau von Deutschlands größtem und modernsten Rechenzentrum. Bauherr ist T-Systems. Dieses Unternehmen ist die Großkundensparte der Deutschen Telekom.
Das Dynamic Data Center Magdeburg/Biere soll im Frühjahr 2014 seinen Betrieb aufnehmen. Für Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff schließt das Bundesland damit „zu den wichtigsten europäischen Internetstandorten auf.“ Deshalb habe das Land auch alles getan, um das Vorhaben maximal zu fördern, sagte Haseloff. Investiert werden 100 Millionen Euro. 100 Arbeitsplätze entstehen
Hinter den Plänen steckt eine neue Geschäftsidee, das Cloud-Computing. Immer mehr Firmen lagern ihre Datenbestände aus. Die Anwendungen und Daten befinden sich dann nicht mehr auf dem lokalen Rechner oder im Firmenrechenzentrum, sondern auf einer im übertragenen Sinn „Wolke“, die im Englischen als Cloud bezeichnet wird. Denn aus Sicht des Benutzers scheint die zur Verfügung gestellte abstrahierte IT-Infrastruktur sich fern und undurchsichtig, wie in einer „Wolke verhüllt, zu befinden.
Nach solchen „Wolken“ bestehe eine immer größere Nachfrage, erklärte Johannes Krafczyk, Projektleiter des Vorhabens, in Magdeburg. Deutsche Unternehmen möchten ihre Daten oft nicht auf anonymen Datenbanken im Ausland wissen, bei Ihnen besteht ein gewisses Misstrauen. Andererseits haben zum Beispiel in den USA nach Krafczyks Worten Ermittlungsbehörden Zugriff auf die in Großrechnern gespeicherten Daten. In Deutschland hingegen seien die Daten gegen fremde Zugriffe geschützt, die Verschlüsselung von Daten sei im Unterschied zu vielen anderen Ländern erlaubt. „Datensicherheit ist ein Wettbewerbsvorteil für Deutschland“, erklärt Krafczyk.
Den will T-Systems kräftig nutzen. Auf der Basis einer weltumspannende Infrastruktur aus Rechenzentren und Netzen betreibt das Unternehmen Informations- und Kommunikationstechnik für multinationale Konzerne und öffentliche Institutionen. Mit dem Blick auf das Cloud-Computing-Geschäft, so Krafczyk, sei deshalb entschieden worden: „Wir bauen die Rechenzentren drastisch aus.“ Das Rechenzentrum, das in Biere entstehen soll, werde ein universeller Prototyp, der an jedem Ort der Welt errichtet werden kann, erläutert Krafczyk Vorgaben an Architekten und Planer. Die Entscheidung für Biere sei gefallen, weil dies ein günstiger Standort für diese Art von Produktionsstätte ist. Sie verlange nach hoher Sicherheit, die in Biere gegeben sei. Dort existierten in der Nähe weder Ansiedlungen noch Flugschneisen oder Flugplätze, deren Betrieb die Sicherheit eines Rechenzentrums beeinträchtigen könnten, begründet Krafczyk die Standortwahl. Hinzu käme die Nähe zum bereits
bestehenden Magdeburger 4000 Quadratmeter großen Rechenzentrum. Der Betrieb in Biere werde so ausgelegt, dass er gemeinsam mit dem Magdeburger Standort als so genanntes Twin-Core-Rechzentrum funktioniert. Es gilt als ausfallsicher, weil die in der neuen Anlage gespeicherten Daten in der dann ausgebauten Magdeburger Alt-Anlage gespiegelt werden. „Wir doppeln das gesamte Rechenzentrum“, sagt Krafczyk. Nach seinen Worten entstehen in 23 Meter hohen Hallen zunächst 4000 Quadratmeter Fläche für die Großrechner. Das seien zwei Module. Das Projekt in Biere könne bei Bedarf bis auf 20 Module, also 40 000 Quadratmeter, erweitert werden, blickt Krafczyk voraus. „Das hängt vom Geschäftsverlauf ab“, sagt er. Die Anbindung der Medien wie Wasser, Strom, Gas, Luft u. ä. sei aber bereits heute auf diese Dimensionen eingerichtet.
Die neue Anlage wird nach Krafczyks Angaben einen Energieeffizienzwert von 1,3 erreichen. Diese Zahl gibt das Verhältnis zwischen der insgesamt eingesetzten Energie und dem Stromverbrauch beim reinen Rechnerbetrieb an. Heutige Rechenzentren kommen auf einen Wert von 1,9. Die neue Anlage wird mit etwa einem Drittel weniger Energie auskommen.
Mit dem neuen Rechenzentrum, das vom Land Sachsen-Anhalt mit einem Zuschuss im zweistelligen Millionenbereich gefördert wird, baut die Telekom ihren Standort in diesem Bundesland weiter aus. In Magdeburg arbeiten für sie 750 Mitarbeiter, in Sachsen-Anhalt sind es mehr als 2000, sagt Dirk Bertkau, Regionalrepräsentant der Deutschen Telekom AG. Die Telekom sei mit 650 Auszubildenden der größte Ausbilder in Sachsen-Anhalt. Von Magdeburg aus wird laut Bertkau die Lkw-Maut in Deutschland gemanagt. Der dafür erforderliche Rechner stehe zwar in München, aber die Menschen, die das System unterhalten, arbeiten in Magdeburg.
Das neue Rechenzentrum wird sich in ein weltumspannendes Netz aus Rechenzentren einfügen. Mit Niederlassungen in über 20 Ländern und globaler Lieferfähigkeit betreut T-Systems nach eigenen Angaben Unternehmen aus allen Branchen - von der Automobilindustrie über Telekommunikation, den Finanzsektor, Handel, Dienstleistungen, Medien, Energie und Fertigungsindustrie bis zu öffentlichen Verwaltung und dem Gesundheitswesen. Kunden sind unter anderem Shell, BP. E.on, Philips, MAN, Linde und Volkswagen. Weltweit arbeiten 50 000 Beschäftigte für T-Systems. Im Geschäftsjahr 2010 erwirtschafteten sie einen Umsatz von rund 9,1 Milliarden Euro.
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=== Grundsteinlegung Rechenzentrum T-Systems in Sachsen-Anhalt (Bild) ===
Quelle. IMG Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH
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Mittwoch, 24. Oktober 2012
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